Im Gedenken an Erwin Eisch (1927 - 2022)
Mit dem Tod von Erwin Eisch hat das Bild-Werk Frauenau seinen Gründer, Mentor und eine unerschöpfliche Quelle von Inspiration und Ermutigung verloren. Begleitet von seiner Familie ist er am 25. Januar 2022 im Alter von 94 Jahren für immer eingeschlafen. Erwin Eisch wurde am 18. April 1927 als Sohn von Valentin Eisch, Glasgraveur in der Kristallglasfabrik Isidor Gistl in Frauenau, und der Holzhauerstochter Therese Hirtreiter geboren. Er war tief geprägt vom Aufwachsen in einer handwerklich-künstlerisch bewussten Arbeiterschaft, aus der er seinen Widerspruchsgeist, seinen Humor und seine Musikalität bezog. Nachdem sich die Familie 1946 mit einer eigenen Glasveredelungswerkstätte selbstständig gemacht hatte, galt sein Engagement dem Aufbau der Glashütte Valentin Eisch zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern. Gegen den Strom perfektionierter Massenfertigung, mit frei gestalteten, geblasenen, bemalten, gravierten Gläsern gab er der Glashütte ein unverwechselbares Image. Handwerk und Kunst ließen sich für Erwin Eisch nicht auseinanderdividieren. Zugleich zog es ihn in die freie Kunst. Zusammen mit der Bildhauerin Gretel Stadler, seiner späteren Frau, mischte Erwin Eisch bei der Künstlergruppe SPUR und bei der Situationistischen Internationale mit. Dem Bolus-Grimm-Kunstskandal der Gruppe RADAMA 1961 folgten Kunstaktionen und Installationen (unter vielen anderen "Narziss - ein Interieur", 1971, oder die Kapelle auf der Zell in Fraeunau, 1968-1972), mit denen er Ansätze der konzeptionellen Gegenwartskunst vorwegnahm. Der denkwürdige Besuch von Harvey und Bess Littleton im August 1962 in Frauenau, und die Einladung zum World Crafts Council 1964 nach New York markieren den Beginn der Internationalen Studioglasbewegung. An simplen Studioglasöfen, in Harveys Garage in Wisconsin, brachten Erwin Eisch und der Frauenauer Glasmacher Karl Paternoster den amerikanischen Glaspionieren das Glasmachen bei. Dann, 1965, baute Erwin im Keller der Eisch-Glashütte seinen eigenen Studioglasofen. Frauenau entwickelte sich zum europäischen Hotspot für Studioglas-Hippies vor allem aus Amerika. Ab 1975 bot das Glasmuseum Frauenau mit seinen Internationalen Glassymposien einen Rahmen grenzüberschreitender und internationaler Begegnung im Glas. „Glaskunst“ war dennoch nicht Erwins Sache. Allzu verführerisch war ihm das Glas mit seinen „Materialreizen“, allzu banal, leer und viel zu durchsichtig. Erwin Eisch ging es um Körperlichkeit und Poesie, um das zeichnerische und malerische Erzählen, um die schöpferische Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Welten, in all ihren Widersprüchen und Ambivalenzen. Als „Glasbildhauer“ schuf er schwarz-opake oder vergoldete Glasskulpturen und Pop Art. Zunehmend wurden ihm Glasobjekte und verformte Portraitbüsten zu bemalten und gravierten Bildträgern. Neben dem kontinuierlichen Zeichnen sowie auch dem druckgrafischen Werk aus der Vitreografie-Werkstatt Harvey Littletons in North Carolina nahm ab Ende der 1970er Jahre das Interesse an der Malerei immer mehr Raum ein. Erwin Eisch war zuallererst Maler, hier wurzelt sein Weltverständnis, seine Philosophie. Aus der Malerei kommt die Erfahrung, die er aus dem Mund eines kleinen Mädchens übernahm: „Der Himmel fängt am Boden an.“ Seine Malkurse, die er ab 1988 an der Internationalen Sommerakademie Bild-Werk Frauenau gab, hießen schlicht „Bildermachen“. Das freie expressive Malen bei Erwin Eisch und die klassische Landschafts- und Portraitmalerei beim Glasmuseumsmann und Malerfreund Thomas S. Buechner aus Corning, N.Y. bildeten den Spannungsbogen von „Bild“ und „Werk“ ab, der für die ganze Akademie stehen sollte. Die internationale Sommerschule und regionale Kultureinrichtung Bild-Werk Frauenau e.V. wurde ab 1987 ermöglicht durch die Glashütte Eisch, realisiert durch eine ehrenamtliche Initiativgruppe und getragen von einer internationalen Glas- und Kunst-Community. Angestoßen wurde sie durch Erwin Eisch und sein Erleben der freien amerikanischen Sommerschulen, einzigartig ist sie durch die Wechselbezüge des Glases in all seinen handwerklichen Facetten zur bildenden Kunst in zwei und drei Dimensionen, zu Musik und Lebensfreude, und schöpferischer Fantasie. Im Bild-Werk wird dieses fröhliche Erbe weiterleben und eine Heimat haben. We remember Erwin Eisch (1927 - 2022)
With the death of Erwin Eisch Bild-Werk Frauenau has lost its founder, mentor and inexhaustible source of inspiration and encouragement. Accompanied by his family, he passed away on January 25th, 2022 at the age of 94 years. Erwin Eisch was born on April 18, 1927, the son of Valentin Eisch, glass engraver in the crystal glass factory Isidor Gistl in Frauenau, and the woodcutter's daughter Therese Hirtreiter. He was deeply influenced by his growing up in a working class environment that was conscious of craftsmanship and art, and from which he drew his spirit of contradiction, his humour and his musicality. After the family set up their own glass processing workshop in 1946, he was committed to building up the Valentin Eisch Glassworks together with his parents and siblings. Against the stream of perfected mass production, he gave the glassworks an unmistakable image with freely designed, blown, painted, and engraved glasses. For Erwin Eisch, craftsmanship and art could not be separated. At the same time, he was drawn to free fine art. Together with the sculptor Gretel Stadler, his future wife, Erwin Eisch was involved in the artist groups SPUR and the Situationist International. The Bolus Grimm art scandal of the RADAMA group in 1961 was followed by art actions and installations (among many others "Narcissus - an Interior", 1971, or the Chapel on the Zell, Frauenau, 1968-1972), with which he anticipated approaches to conceptual contemporary art. The memorable visit of Harvey and Bess Littleton to Frauenau in August 1962 and the subsequent invitation to the World Crafts Council in New York in 1964 marked the beginning of the International Studio Glass Movement. Using simple studio glass furnaces in Harvey's garage in Wisconsin, Erwin Eisch, and glassblower Karl Paternoster from Frauenau, taught the American glass pioneers how to blow glass. Then, in 1965, Erwin built his own studio glass furnace in the basement of the Eisch glassworks. Frauenau developed into a European hotspot for studio glass “hippies”, mainly from America. From 1975, the Glass Museum in Frauenau, with its international glass symposia, offered a framework for cross-border and international encounters in glass. However, "glass art" was not Erwin's thing. Glass with its “material charms” was all too seductive for him, all too banal, empty and much too transparent. Erwin Eisch was concerned with corporeality and poetry, with graphic and painterly narration, with the creative confrontation with inner and outer worlds, with all their contradictions and ambivalences. As a "glass sculptor" he created opaque black or gilded glass sculptures and pop art. He increasingly turned glass objects and deformed portrait busts into painted and engraved image carriers. From the late 1970s, and in addition to his continuous drawing and the prints from Harvey Littleton's vitreography workshop in North Carolina, interest in painting became increasingly important. Erwin Eisch was first and foremost a painter, this is where his understanding of the world and his philosophy are rooted. From painting comes the experience he took from a young girl's mouth: "Heaven begins on the ground." („Der Himmel fängt am Boden an“). His painting courses, which he gave at the International Summer Academy Bild-Werk Frauenau from 1988, were simply called “Making Pictures”. Free expressive painting by Erwin Eisch and classic landscape and portrait painting by glass museum man and painter friend Thomas S. Buechner from Corning, N.Y. formed the arc of tension between “image” (Bild) and “work” (Werk), which was to stand for the entire academy. The international summer school and regional cultural institution Bild-Werk Frauenau e.V. was made possible by the Glashütte Eisch from 1987, realized by a voluntary initiative group and supported by an international glass and art community. It was initiated by Erwin Eisch based upon his experience of the free American summer schools. It is, however, unique due to the relations of glass, in all its handicraft facets, to fine arts, in both two and three dimensions, and to music and joie de vivre, and the creative imagination. This joyful heritage will have a home and live on in Bild-Werk. Nachruf von Helmut Ricke | Obituary from Helmut Ricke
Es traf die Glaswelt nicht unerwartet, aber doch als Schock, als ein Einschnitt und zugleich ein Abschluss. Am 25. Januar ist Erwin Eisch, der letzte Vertreter der Gründergeneration der Internationalen Studioglas-Bewegung, in Zwiesel, nahe Frauenau, im Alter von 94 Jahren gestorben. Damit endete das Leben eines Künstlers, dessen Bedeutung für die freie Arbeit mit Glas in Deutschland und weit darüber hinaus kaum überschätzt werden kann. Seine historische Rolle als Inspirator Harvey Littletons auf dessen entscheidender Europareise 1962 ist unbestritten. Seine Arbeit schlug für das moderne Glas die Brücke von Europa in die USA. Die Stationen seines langen Künstlerlebens sind hinreichend bekannt: 1946 bis 1949 Glasgraveurlehre in der väterlichen Werkstatt, 1949 bis 1952 und 1956 bis 1959 Studium an der Akademie für Bildende Künste in München, dort Mitgliedschaft der Gruppe SPUR; 1960 Aufmischen der Münchener Kunstszene mit der Gruppe RADAMA, und deren spektakulärer Ausstellung für den fiktiven Künstler Bolus Krim. Rückkehr nach Frauenau und Arbeit im dortigen Familienbetrieb, bald am eigenen Ofen. Ab 1960/61 intensive „Provokation der Form“ durch frei gestaltete unfunktionale Gefäßobjekte; 1962 erste Einzelausstellung in Stuttgart und der Beginn der Freundschaft mit Littleton, seit 1964 gefolgt von zahlreichen Reisen zu Tagungen und Lehrveranstaltungen in die Vereinigten Staaten, Europa und Japan. In Frauenau wurden mit Eischs Beteiligung das Glasmuseum auf den Weg gebracht, das Bild-Werk Frauenau als Internationale Sommerakademie gegründet, Symposien organisiert und die Idee eines Nationalparks Bayerischer Wald und weitere Projekte in der Region gefördert. Im Zentrum der Kunst Erwin Eischs stand für ihn das Menschliche im weitesten Sinne. Dies gilt vor allem für seine Malerei, die für ihn immer Vorrang hatte, aber auch für seine Glasarbeiten, mit denen er stets bemüht war, ähnlich spontane, aus dem Gefühl heraus entstandene Wirkungen zu erzielen, wie in seinen Bildern. So wurde bei der Arbeit mit Glas das heiße, unmittelbar am Ofen geformte Material sein ureigenstes Medium. Das Verhalten der fließenden, geschmolzenen Glasmasse im Feuer, die für das Studio Glass Movement zum Ausgangspunkt wurde, blieb für ihn Zeit seines Lebens das Ausdrucksmittel der Wahl, auf dessen spontane Wirkung er nie verzichtete. Oft nutzte er für seine Objekte von seiner Frau, der Bildhauerin Gretel Eisch, vorbereitete Blasformen, die dann durch freie Verformung am Ofen, durch Malerei, Vergoldung und Gravur ihre endgültige Gestalt erhielten. Dabei wurden oft kurze Titel, Zitate oder Halbsätze, zum Träger von Bedeutung, deren gelegentlich poetischer Zuschnitt stets Teil der Gesamtwirkung war und den Betrachter zur Auseinandersetzung mit der Arbeit anregen konnte. Jeder Zoll ein Überzeugungstäter, trat Eisch lebenslang streitbar für seine Sicht der Dinge ein. Dabei bildeten prägende Erfahrungen in der NS-Zeit, im Krieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit einen wichtigen Hintergrund für seine Lebenshaltung und sein Schaffen, was ihn jedoch nicht hinderte, seine Arbeiten immer wieder humorvoll zu brechen. Gespräche mit ihm waren immer lebendig und augenöffnend. Traf man in Ausstellungen oder Jurysitzungen auf ihn, ging es nie ohne engagierte Diskussionen ab. Doch stets blieb deutlich, dass es nicht um Rechthaben, Selbstüberhöhung oder eigene Unfehlbarkeit ging, sondern um eine fest gegründete Haltung, die es zu verteidigen galt. Nicht nur durch seine Kunst, - auch als unüberhörbare Stimme im Diskurs der internationalen Glaskunst wird Erwin Eisch fehlen. H.R. It didn't hit the glass world unexpectedly, but still it came as a shock, as a turning point and at the same time as a conclusion. Erwin Eisch, the last representative of the founding generation of the International Studio Glass Movement, died on January 25th in Zwiesel, near Frauenau, at the age of 94.
Thus ended the life of an artist whose importance for free working with glass in Germany and far beyond can hardly be overestimated. His historic role as inspiration for Harvey Littleton on his crucial European trip in 1962 is undisputed. His work built the bridge from Europe to the USA for modern glass. The stages of his long artistic life are well known: 1946 to 1949 an apprenticeship as a glass engraver in his father's workshop, 1949 to 1952 and 1956 to 1959 studies at the Academy of Fine Arts in Munich, where he was also a member of the artists group SPUR; in 1960 shaking up the Munich art scene with the group RADAMA, and their spectacular exhibition for the fictional artist Bolus Krim. Return to Frauenau and work in the family business there, and soon at his own furnace. From 1960/61 intensive “provocation of form” through freely designed non-functional vessel objects; 1962 first solo exhibition in Stuttgart and the beginning of the friendship with Littleton, and, since 1964, followed by numerous trips to conferences and courses to the United States, Europe and Japan. In Frauenau, with Eisch's participation the glass museum was got off the ground, Bild-Werk Frauenau was founded as an International Summer Academy, Symposia were organized and the idea of a Bavarian Forest National Park and other projects in the region were promoted. The focus of Erwin Eisch's art was for him the human in the broadest sense. This applies above all to his painting, which always had priority for him, but also to his glass works, with which he always endeavored to achieve similarly spontaneous, emotional effects as in his painting. When working with glass, the hot material formed directly at the furnace became his very own medium. The behavior of the flowing, molten glass mass in the fire, which became the starting point for the Studio Glass Movement, remained the means of expression of his choice throughout his life, and he never renounced its spontaneous effect. For his objects he often used molds prepared by his wife, the sculptor Gretel Eisch, which then received their final shape through free forming at the furnace and through subsequent painting, gilding and engraving. Short titles, quotes or half-sentences often became the carrier of meaning, the occasional poetic cut of which was always part of the overall effect and could encourage the viewer to engage with the work. Every inch a man of conviction, Eisch fought for his view of things throughout his life. Formative experiences in the Nazi era, in the war and in the immediate post-war period formed an important background for his life and his creative work, but which did not prevent him from again and again giving his work a humorous edge. Conversations with him were always lively and eye-opening. If you met him in exhibitions or jury meetings, this never went without engaged discussion. But it was always clear that for him it was not about being right, nor about self-aggrandizement or one's own infallibility, but about a firmly established attitude that had to be defended. Erwin Eisch will be missed not only because of his art, but also as an unmistakable voice in the discourse of international glass art. H. R. Jürgen Huber - Grabrede für Erwin Eisch, 29. Januar 2022
Liebe Gretel , liebe Familie Eisch, liebe Trauergemeinde, lieber Erwin, ich wurde gefragt, ob ich Worte zu unserem Abschied von Dir sprechen könnte. - Da gäbe es berufenere Geister, die Dich länger, besser, näher kannten, als ich. Aber Abschied nehmen möchte ich auch, denn Du hast mir viel gegeben und gibst mir und uns allen immer noch. Da ich in Teilen eine ähnliche Herkunft und einen ähnlichen Werdegang habe, wie Du, aus dem Glashüttenmillieu stamme, wie Du, vielleicht wie Du als Kind aus den ausgedienten Glas-Hafen bunte Glasbatzen als riesige Edelsteine herausgeschlagen habe. Das war für uns Kinder wie Gold und Diamanten in einem, das höchste was man sich an Schönheit und Faszination vorstellen konnte, in so einem kleinen verträumten kreativen Kinderhirn. Glasfaszination. Deine Nähe zum Glas freilich war viel intensiver, die "Kraft" wie Du es nanntest, die da war. Von den Eltern, vom Großvater schon. Aber wenn Du mich frägst, das war dann auch schon Deine Kraft, ja, von Glasgraveurvater und Großvater kommend, aber annehmen musstest Du diese Kräfte schon selber, lernen, wie man so sagte. Die Kunstakademie in München erlebte also einen Studenten, der aus dem Wald, aus Frauenau, von den Glashütten-Manufakturen geprägt, aber sicherlich schon ein Eisch, ein eigener Kopf gewesen ist. In Nullkommanix, von aussen gesehen, wurdest Du zum Künstler, was ja nicht ein Gesellen- oder Meisterbrief ist. Die kunstgeschichtlich bedeutendste Aktivität im Nachkriegs-, im Wirtshaftswunderland, zumindest in Süddeutschland, war wohl die Gruppe SPUR, und da warst Du und auch schon Gretel mitten drin dabei und dann mit der Gruppe RADAMA maßgeblich und zentral und spektakulär in Erscheinung getreten. Du warst, lieber Erwin, schneller als die meisten, ganz vorne mit dabei. Ein Rebell, ein Gestalter, ein Former. Gretel wird im BR zitiert, Du warst schon damals ein Bildhauer. Ich erlaube mir aus dem Bildhauer einen Former zu machen. Denn dieses Formen, der Formwille, der Gestaltungswille, der hat Dich wohl zeitlebens stark angetrieben. Ja unermüdlich sind bis fast ganz zuletzt die Bilder aus Deinem Pinsel geflossen. Malerei, wie ein Heilige Bilder-Schrift fast, eine "Schrift" für Selberdenker. Deine Formungen waren von Anfang an selbstbewusst und erkämpft zugleich und erarbeitet und erdacht und im inneren Dialog erschaffen. Mit Intuition, in meditativen Gesten, mit Geist und Verstand und zugleich mit Lust und Eigensinn. Appolinisch und dionysisch in einem. Wie die Worte, die Du dazu erzählen konntest, der „Schmatz“, wie man oft gehört hat, ich würde sagen, wie die Philosophie, Deine Gedankengebäude, gebaut mit Materialien aus der ganzen Welt. In dieser Manier, in diesem Selbstbewusstsein, in dieser Chutzpe auch, hast Du das Glas, die flüssige Glashonigmasse genommen und wie es Dir passte behandelt und geformt. Nicht, wie es sich gehört hätte, nicht wie es Konvention war. Du, lieber Erwin, hast selbstbewusst, dafür wird man zunächst ja nicht gelobt, belohnt oder geliebt, Du hast also selbstbewusst das Glas geformt und wurdest von einem seelenverwandten Amerikaner entdeckt, in Zwiesel. Auch in der Studioglasbewegung, sozusagen mit deren Gründung, hast Du dich an der Spitze eingefunden, Du wolltest mit freier Sich nach vorne in eine unverstellte Zukunft des Glases sehen. Wolltest Deinen Beitrag, einen fulminanten, weltweit wahr genommenen Beitrag, wie wir heute wissen, leisten. All das und mehr hat auch mich sehr beeindruckt, als junger selbsternannter Künstler in Ostbayern. Die amerikanische Pop-Kultur, contra Situationistischer Internationale! Einflüsse die sicherlich auch bei Dir wirkten, zumal Du viele der Protagonisten kanntest und mit einigen eng befreundet warst. Harvey K. Littleton aus Corning, New York oder den Maler und Museumsmann Tom Buechner, aber auch in der jüngeren Generation Künstler wie Stephen Paul Day aus New Orleans und viele andere. Du hast meiner Generation sehr imponiert, Du warst auch so etwas wie ein role-modell. Wir haben Dich mit Beuys und Warhol verglichen. Du hast meiner Meinung nach diese genannten und viele andere bedeutende Köpfe vielleicht noch überragt, weil Du zusammen mit Gretel, weil Ihr es gewagt hattet, NICHT in München, im bereits hell leuchtenden Scheinwerferlicht der Medien, weil ihr nicht den nächsten Sprung nach Düsseldorf, New York oder Berlin zu springen gewagt habt, sondern in die Au! - Die Gefahr jedenfalls zu Hause als „damisch“ als „Künstlergschwerl“ zu gelten, war größer, glaube ich, als in einer der Kunstmetropolen nur einer unter vielen zu sein. Liebe Gretel, lieber Erwin, für mich ist das die beeindruckendste Formung, die Ihr beide und dazu vielfach verzweigt ermöglicht habt. Wie der Vater Valentin Eisch, der Hüttengründer, hast Du Erwin, zusammen mit Gretel, eigentlich immer zusammen mit Mitstreitern, mit Freunden, mit Bewunderern und mit wachen Menschen auch den Ort Frauenau geformt, weitergeformt. Zusätzlich weltweit bekannt gemacht. Bald schon nur noch malend, das Glasgeschehen eher beobachtend, mit Pinsel und Farben, mit Leinwand und Karton, formend, formulierend. Im Grunde warst Du der erste, der den vielleicht bekanntesten Satz von Dir, „der Himmel fängt am Boden an“, selber eingelöst hast. Du hast Frauenau die Treue gehalten, bist aber in der Aufmerksamkeitsperipherie, nicht provinziell, nicht konventionell geworden. Du bist bis zum 25. Januar 2022 der Former, der Glasformer, der Bildermaler, der Geschichtenerzähler und Philosoph, der soziale Former, der Freundschaftsmensch und Kunstformer, der sanfte, liebenswürdige Rebell gewesen. Geworden in Frauenau und dann die ganze Welt zu sich her geholt und frei und fleißig tätig geblieben. Du hast mit über 60 Jahren, wenn andere schon an den Ruhestand denken, das internationale Bild-Werk auf den Weg gebracht, die Welt nach Frauenau eingeladen und dabei immer und immer wieder auch Deine eigene Kunst erschaffen, uns allen angeboten. Du hast die Hände ausgebreitetet, wie manche Figuren auf deinen Bildern und hast mit sicherem Stand auf sicherem Boden, geschaffen. Wir haben die Verpflichtung, als Deine Erben, weiter zu formen. Wir, lieber Erwin, danken Dir für alles, und geloben, in Deinem Sinne, weiter zu machen. Habedere An Eulogy for Erwin Eisch: Jürgen Huber, January 29, 2022
Dear Gretel, dear Eisch family, dear mourners, dear Erwin, I was asked if I could say words at the time of our farewell to you. - There would be more qualified spirits who knew you longer, better, closer than I. But I also want to say goodbye, because you gave me a lot, and you continue to give to me, and to all of us here today. And because I have a similar origin and a similar career as you, come from the glassworks milieu, like you, and maybe like you, as a child, knocked colourful glass chunks out of the spent furnace glass pot as huge gems. For us children it was like gold and diamonds in one, the greatest beauty and fascination imaginable in such a small, dreamy, creative child's brain. Glass fascination. Your closeness to the glass, of course, was much more intense, the "power" as you called it that was there. This came from your parents, and already from your grandfather. But if you ask me that was your power; yes, coming from your father and grandfather, but as the saying goes you had to learn to accept these powers yourself. The Art Academy in Munich experienced a student who came from the Bavarian Forest, from Frauenau, and who was shaped by the glassworks manufactories, but was certainly already an Eisch, with a mind of his own. Seen from the outside, you became an artist in no time at all, which is different to a journeyman's or master's certificate. The most important art-historical activity in the post-war economic wonderland, at least in southern Germany, was probably the SPUR group, and you and Gretel were right in the middle of it, and then made an additional decisive, central and spectacular appearance with the RADAMA group. Dear Erwin, you were faster than most, right at the front. A rebel, a creator, a shaper. Gretel is quoted in the Bavarian Radio, saying that you were already a sculptor back then. I allow myself to make a shaper out of the sculptor. Because this forming, the will to form, the will to create, that has probably driven you strongly throughout your life. Yes, the pictures flowed tirelessly from your brush until almost the very end. Painting, was for you almost like a sacred picture script, a "script" for self-thinking people. Your formations were self-confident from the start and, at the same time, fought for and worked out, and conceived and created in an inner dialogue. With intuition, in meditative gestures, with spirit and reason and at the same time with desire and obstinacy. Apollonian and Dionysian in one. Like the words you were able to tell about it, the "Schmatz" (Bavarian for useless talk) as one often heard, I would say that your philosophy, your intellectual building, was built with materials from all over the world. In this manner, in this self-confidence, in this chutzpah too, you took the glass, the liquid glass honey mass, and treated and shaped it as you wished. Not as it should have been, not in accordance with any convention. You, dear Erwin, self-confidently, (for that one is not initially praised, rewarded or loved), you formed the glass with a new originallity, and were discovered by an American soul mate in Zwiesel. You then so to speak found yourself at the top of the studio glass movement, when it was founded. You wanted to be free to look forward to an undisguised future for glass. You wanted to make your contribution, a brilliant contribution that, as we know today, is recognised worldwide. All this and more impressed me as a young self-proclaimed artist in East Bavaria. American Pop Culture versus Situationist International! Influences that certainly had an effect on you, especially since you knew many of the protagonists and were close friends with some of them. Harvey K. Littleton from Corning, New York or the painter and museum man Tom Buechner, but also from the younger generation, artists like Stephen Paul Day from New Orleans and many others. You really impressed my generation, you were also something of a role model. We compared you to Beuys and Warhol. In my opinion, you may have towered above these and many other important figures mentioned, because together with Gretel, because you dared, NOT in Munich, in the already brightly shining spotlight of the media, because the two of you didn't make the next leap to Düsseldorf, New York or Berlin but worked in the “Au”! (in Frauenau) - I think at home there was a greater risk of being considered “a crazy artist” than of being just one of many in one of those art metropolises. Dear Gretel, dear Erwin, for me this is the most impressive formation that you two have made possible, and in many ways branched out. Like father Valentin Eisch, the founder of the glass factory, you Erwin, together with Gretel, actually always together with comrades-in-arms, with friends, with admirers and with awake people, also formed and continued to form, continued forming the town of Frauenau. Which consequently was made known worldwide. However, you were focusing more and more on your painting, rather observing what was happening with glass, whilst forming, formulating with brushes and paint, with canvas and boards. Basically, you were the first to redeem what is perhaps your most well-known sentence, “Heaven begins on the ground” („der Himmel fängt am Boden an”). You have remained loyal to Frauenau, but, at the periphery of attention,you never became provincial, and not conventional. Until January 25, 2022 you have been the shaper, the glass shaper, the picture painter, the storyteller and philosopher, the social shaper, the friendship man and art shaper, the gentle, kind rebel. You came out of Frauenau, and then brought the whole world to you there, where you remained free and diligently active. At the age of over 60, when others are already thinking about retirement, you got Bild-Werk off the ground, and again invited the world to Frauenau. You created your own art over and over again, and offered it to all of us. You spread your hands, like some of the figures in your pictures, and you created with a secure footing on secure ground. We have an obligation, as your heirs, to continue to shape and form that world. We, dear Erwin, thank you for everything and promise to continue in your spirit. Habedere (Bavarian for “It has been my honour”) Bitte tragen Sie hier Ihre Erinnerungen und Beileidsbekundungen ein:
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