Petr verstand das Glas vom Menschen her, aus dem handwerklichen Können heraus und aus der Kraft der (tschechischen) Glastradition – zu der, immer schon, auch die Weltläufigkeit und die grenzüberschreitende Verständigung der Glasleute gehört. Sein Ziel und Zweck aber war das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Schönheit, was eine weitere, zentrale Komponente des Welterfolgs von Ajeto ausmacht: Es geht um das ganze Potential des Glases, das Petr in der Verbindung von Glas und Kunst freisetzte, vom Studioglas zum Kunsthandwerk, zur Innenarchitektur und von dort zur Architektur, gerne auch den Kitsch umarmend, den Humor und die Lebensfreude.
Petrs bunte, verspielte Glaskreationen, Hand in Hand mit Handwerksprodukten und der Kunst seiner tschechischen und internationalen Glasfreunde umgaben uns Besucher:innen in der Glashütte, im Laden, im Restaurant und im Glasmuseum in Nový Bor. Man begegnete ihnen in der Stadt – und bald auch in Frauenau, im Glasmuseum und in den gläsernen Gärten, und in Ausstellungen und Benefiz-Aktionen des Bild-Werks. Bereits 1994 unterrichtete Petr zum ersten Mal am Studioglasofen beim Bild-Werk Frauenau. Als wir diesen 2006 einstellen mussten, drängte er vehement zum Ofenneubau: Glasmacherwissen muss weitergegeben werden, eine internationale Glasschule ohne Ofen war für ihn undenkbar (und die deutsche und EU-Bürokratie, die uns daran hinderte ‚einfach so‘ ein Öferl hinzustellen, wohl ebenso). Seit 2013, im neuen Heißglasstudio hat er immer wieder Sommerkurse unterrichtet, zuletzt zusammen mit seinem Sohn Ondřej. In besonderer Erinnerung ist die Meisterklasse für Studioglasmacher:innen, die anlässlich des Frauenauer Glassymposiums im Frühjahr 2006 in der Produktionshalle in der Eisch-Hütte stattfand und sich ihre Anregungen direkt von den Glasmachern und Akkordarbeitern am selben großen Hafenofen holte. Petr war dabei nicht nur Kursleiter, sondern brachte auch seine Ajeto-Glasmacher zum bayerisch-böhmischen Glasmachertreffen in die Eisch-Hütte mit, half wie immer mit Werkzeug, Sponsoring und fässerweise tschechischem Bier aus, und lud nach Nový Bor ein. Das letzte Mal genossen wir Petrs Gastfreundschaft im Februar 2019 zum Auftakt des EU-Projekts „Glass Works“. Zusammen mit unseren Projektpartnern aus Bornholm, Ústi nad Labem und Graz planten wir unsere Startup-Trainings für angehende Glasschaffende mitten in Petrs Glasmuseum in Nový Bor, just in dem Seminarraum, der zum Englischunterricht für die Ajeto-Glasmacher eingerichtet worden war. Wenn wir uns heute, ganz in seinem Sinne, für eine Zukunft der Glasmacherei auf dem Frauenauer „Glas Kultur Campus“ einsetzen, tun wir das mit Trauer und großer Dankbarkeit für einen großartigen Menschen. Danke Petr – děkujeme – thank you. Katharina Eisch-Angus für das Bild-Werk Frauenau
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September 2024
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